Meldung vom 16.09.2017

Textile Schätze aus Stralsund vor Ausstellung in Florenz auf Zwischenstation in Brandenburg

Bereits im Juni freute sich das STRALSUND MUSEUM , dass zwei hochwertige Textilien aus dem Paramentenschatz für eine große Sonderausstellung in der Galleria dell Accademia in Florenz angefragt sind.

Bevor die beiden Dalmatiken ihre Reise nach Italien antreten können, machen sie nun in der Werkstatt für Textilkonservierung/-restaurierung des Domstifts Brandenburg Zwischenstation.

Hier werden die mittelalterlichen Kirchengewänder von Textilrestauratorin Geertje Gerhold unter die Lupe genommen. Erneut - denn bereits 2008 war von ihr eine der beiden Dalmatiken wissenschaftlich untersucht und restauratorisch bearbeitet worden. Damals hatte sie in einer umfangreichen Dokumentation neben der Analyse von Materialien und Techniken der unterschiedlichen Seidenstoffe, aus denen das Gewand aus dem 14. Jahrhundert besteht, auch dessen Erhaltungszustand mit allen Schadstellen, Be- und Umarbeitungen kartiert. Anschließend ergänzte die Fachfrau Fehlstellen und sicherte Schadstellen auf neu eingefärbten Seidenstoffen nähtechnisch von Hand.

Während die verwandten Seidenstoffe hier vermutlich aus Zentralasien oder Nordchina stammen, wurde der für die zweite Dalmatik verarbeitete Stoff ein halbes Jahrhundert später in Italien hergestellt. Gerhold will diesmal das zweite Gewand genau unter die Lupe nehmen und notwendige Konservierungsarbeiten vornehmen. Schließlich werden von ihr für beide Gewänder individuell angepasste Figurinen gebaut. 
Auf diesen maßangefertigten Objekträgern präsentieren sich die Stralsunder textilen Kostbarkeiten vom 4. Dezember bis zum März kommenden Jahres in der Sonderausstellung „Textil und Reichtum in Florenz – Stoffe und Malerei im 14. Jahrhundert“.

Info Paramente
Paramente sind im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien, die oftmals künstlerisch aufwendig gestaltet sind.
Das STRALSUND MUSEUM birgt einen kostbaren Bestand, der in Norddeutschland seinesgleichen sucht. Über viele Jahrhunderte hinweg haben sich in Stralsund etwa vierzig mittelalterliche Paramente erhalten. Dabei handelt es sich vor allem um Prachtgewänder, Kaseln (liturgisches Gewand, welches den ganzen Körper umhüllte) und Dalmatiken (Amtsgewand eines Diakons), welche die Priester in der Messe getragen haben, aber auch um Decken und Vorhänge für die Altäre. 
Die vierzehn Priesterkleider in Stralsund stammen zumeist aus dem 15. Jahrhundert. Sie sind aus verschiedenen reichgemusterten Seidenstoffen gefertigt worden, die außerordentlich teuer waren und über weite Strecken hinweg gehandelt wurden. Die Farben, vor allem aber die Muster der Stoffe, verweisen auf die Herkunft aus den großen italienischen Seidenzentren Lucca und Venedig. (siehe auch: http://bit.ly/2eZxgoZ)